2 Entwicklung des Teamteachings
In den späten 1950er-Jahren wurde in amerikanischen Schulen erstmals Teamteaching erprobt. Man erhoffte sich durch die neue Unterrichtsform eine verbesserte Unterrichtsqualität und in der Folge davon bessere Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Die Verbesserung der Leistungen war in diesen Jahren aufgrund des sogenannten «Sputnik-Schocks» ein grosses bildungspolitisches Desiderat. Die westlichen Länder wurden 1957 vom Start des ersten russischen Satelliten, dem Sputnik-Satelliten, überrascht und reagierten mit Bildungsreformen, um das Technologiedefizit gegenüber Russland aufzuholen.
Die Umsetzung des Teamteachings zeichnete sich jedoch durch eine strenge Hierarchie unter den Lehrpersonen aus, da nicht alle Beteiligten über die gleichen Qualifikationen verfügten. Entsprechend handelte es sich mehr um Arbeitsteilung anstelle geteilter Verantwortung. Die erhofften Effekte blieben aus (Seel & Hanke, 2015; Zumwald, 2013).
Im Gegensatz dazu waren die ersten Teamteaching-Versuche in Grossbritannien in den frühen 1960er-Jahren reformpädagogisch beeinflusst. Gegenseitige Toleranz und wirkliche Kooperation wurden zu Zielen des Teamteachings.
Im deutschsprachigen Raum kam es Mitte der 1970er-Jahre zu ersten Schulversuchen mit Teamteaching. Im Vordergrund stand die Gleichberechtigung der Lehrpersonen und der möglichst grosse Nutzen für die Schülerinnen und Schüler durch neue Formen der inneren Differenzierung (Zumwald, 2013). Seither wird Teamteaching eingesetzt, um im Unterricht auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler besser eingehen zu können und ihnen einen optimalen Lern- und Entwicklungsraum zu ermöglichen.
Im Rahmen der integrativen Schule bietet dieses Modell optimale Ansatzpunkte für die individuelle Förderung. Im Teamteaching ergänzen sich die Lehrpersonen in ihren spezifischen Kompetenzen, so dass sie die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützen und fördern können. Dies erfolgt zum Beispiel in der Zusammenarbeit einer Klassenlehrperson mit einer Schulischen Heilpädagogin oder einem Schulischen Heilpädagogen sowie in der Zusammenarbeit der verantwortlichen Lehrpersonen in einer Basisstufe. Die jeweiligen Stärken können in gegenseitiger Absprache gezielt in unterschiedlichen Lehr- und Lernarrangements eingesetzt werden (Kummer Wyss, 2010). Das Teamteaching fördert ausserdem den Austausch zwischen den Lehrpersonen und dient so als Reflexionsmöglichkeit (EDK-Ost, 2010).