5 Konstruktive Zusammenarbeit
In Kapitel 3 wurden die Wirkungen und die Erfolgsbedingungen von Teamteaching beschrieben. Sind Lehrpersonen gegenüber dieser Unterrichtsform offen eingestellt und bereit, in Kooperation zu investieren, kann eine konstruktive Zusammenarbeit entstehen. Vom Start der Kooperation bis zum bereichernden Zusammenspiel durchläuft jedes Team verschiedene Phasen. Häufig werden vier aufeinanderfolgende Phasen unterschieden, welche auf dem Tuckman-Phasen-Modell beruhen (Tuckman 1965, zitiert in Kummer Wyss, 2010; Brunner et al., 2009). Das Kennen dieser Phasen kann helfen, Teamprozesse einzuordnen und Veränderungen zu verstehen.
Tab. 3: Tuckman-Phasen-Modell (Tuckman 1965, zitiert in Kummer Wyss, 2010, S. 153)
1. Phase: Forming |
In dieser Phase der Konstituierung lernt man sich gegenseitig und die Aufgabe, die es zu erfüllen gibt, kennen. Man spricht sich über Erwartungen und Ziele ab. Diese Phase kann manchmal fast euphorisch ausfallen, Ideen werden ausgetauscht, man packt engagiert an. |
2. Phase: Storming |
Nach dieser ersten Zeit des Miteinanders können erste Konflikte auftreten. Die Suche nach der eigenen Identität und Rolle führt zu mehr Distanz und Abgrenzung und zur Phase der Klärung des Unterscheidenden. Es treten Schwierigkeiten mit der Aufgabe auf, man ist sich nicht einig, man kommt nicht weiter. |
3. Phase: Norming |
In der dritten Phase weiss man, wie man gemeinsam weiterkommt, es wurden gewisse Absprachen betreffend Regeln, Abläufen und über die Aufgabenverteilung und Verantwortlichkeiten getroffen. So entsteht Arbeitslust und Produktivität. |
4. Phase: Performing |
Schliesslich tritt die Phase des Transfers, der Kontinuität ein: Gegenseitige Freiräume werden genutzt und akzeptiert, professionelle Routine stellt sich ein – es wird gearbeitet und kooperiert. Man teilt seine Erfahrungen mit anderen, stellt mögliche Produkte gegenseitig zur Verfügung. Der Blick kann nun auch wieder frei werden für weitere Perspektiven. |
Verschiedene Autorinnen und Autoren haben später eine fünfte Phase, das Auseinanderbrechen des Teams („Adjourning“) oder seine Neuorientierung („Reforming“) hinzugefügt (Kummer Wyss, 2010).
In allen Teams, in welchen Kooperation gefordert wird, erkennt man diese verschiedenen Phasen. Konflikte bedeuten kein Scheitern, sondern verlangen nach einer regen Auseinandersetzung und einem konstruktiven Austausch über das gemeinsame Ziel. Im Falle des Teamteachings ist dies die optimale Förderung aller Kinder (Kummer Wyss, 2010). Sollten die Differenzen unüberbrückbar sein und das gemeinsame Ziel nicht mehr im Fokus stehen, macht die weitere Zusammenarbeit keinen Sinn mehr. Es muss nach einer neuen Lösung gesucht werden.
Damit konstruktives Kommunizieren gelingt, gibt es verschiedene Konzepte und Hilfestellungen zur Unterstützung. Die Grundlagen werden im Modul „Kommunikation“ und „Mediation und Kommunikation“ vermittelt.
Die folgenden Unterlagen vertiefen ausgewählte Aspekte und geben praxisorientierte Umsetzungshinweise.
- Aktives Zuhören: Hintermann 2010_Ich kommuniziere – also bin ich_46f
- Vier-Ohren-Modell (nach Schulz von Thun):
- Feedback geben:
- Placemat zur Forming-Phase: Albers et al. 2014_Gemeinsam besser unterrichten_26
- Checkliste und Diskussionspunkte Teamteaching: Brunner et al. 2009_Eingangsstufe_Einblicke in Forschung und Praxis_22
- Konfliktgespräche:
- Hinweise zur gemeinsamen Bearbeitung von Teamkonflikten: Albers et al. 2014_Gemeinsam besser unterrichten_109-113
- Checkliste ,Konstruktive Konfliktgespräche führen‘: Mays 2016_Wir sind ein Team_60-62
- Konfliktgespräch führen: www.youtube.com/Konfliktmanagement – Konstruktiver Umgang mit Konflikten
Zusammenarbeit Klassenlehrperson / IF-Lehrperson
Der Zusammenarbeit zwischen der Lehrperson für die integrative Förderung bzw. der schulischen Heilpädagogin (IF/SHP) und der Klassenlehrperson gilt es besondere Aufmerksamkeit zu schenken. IF/SHP-Lehrpersonen unterrichten oft an verschiedenen Klassen und koordinieren ihre Arbeit mit verschiedenen Klassenlehrpersonen. Die dadurch entstehenden Teams unterliegen ebenfalls den Teamphasen. Damit eine konstruktive Zusammenarbeit entsteht, gilt es Verantwortlichkeiten und Umsetzungsformen aller Beteiligten zu klären.
Die Form der Umsetzung der integrativen Schulmodelle ist auf kantonaler, zum Teil sogar auf kommunaler Ebene geregelt. Spezifische Materialien für die Klärung der Aufgaben finden sich hier:
- Kanton Luzern: Broschüre der Dienststelle für Volksschulbildung (DVS) zur Umsetzung der Integrativen Förderung (IF). Ab Seite 9 sind die Aufgabenbereiche der IF-Lehrperson ausgeführt: Broschüre der DVS
- Weitere Ausführungen zum Berufsauftrag der IF-Lehrperson finden sich auf diesem Merkblatt: Merkblatt der DVS
- Kanton Zürich: Checklisten des Schul- und Sportamtes der Stadt Zürich für die Klärung der Zusammenarbeit von IF- und Klassenlehrperson (für den Kindergarten und für die Unterstufe): Checklisten